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  • Authentizität & Selbstliebe

    Und was machst du so? Gedanken über das „Ich“

    Wer bin ich?

    Und was machst du so?

    Eine Frage, die eine kleine Identitätskrise bei mir ausgelöst hat vor ein paar Tagen. Denn irgendwie heißt das ja gleichzeitig: „Und wer bist du so?“

    Wieso Identitätskrise? Weil ich in alter Gewohnheit darauf geantwortet und erzählt habe, was ich arbeite. Nachdem sich aber in meinem Selbstbild Insa – Arbeitsleben einiges getan hat in den letzten Monaten im Zuge meiner Amenorrhö Forschungen, kam dabei eine ganz komische Antwort heraus. „Ja also ich bin Social Media Managerin in einer PR Agentur, aber nur auf 30 Stunden Basis. Ist ganz cool.“

    Punkt. Haha – oh man.

    So oder so ähnlich habe ich diese Situation (auf einer Hausparty bei Freunden) an diesem Abend öfter erlebt.

    Auf die Frage hin, was ich machte, erzählte ich, womit ich mein Geld verdiene.

    Während ich redete, hatte ich jedes Mal das Gefühl, als würde mein eigentliches Ich aus meinem Körper heraustreten und von oben auf mich herabschauen, den Kopf schütteln und „how pathetic“ seufzen. Keine Ahnung, warum es Englisch sprach;)

    Schlimmer wurde es eigentlich nur noch dadurch, dass mein Gegenüber dann meistens „wow, klingt voll spannend“ sagte. Ich hasse es für Sache gelobt zu werden, bei denen ich das Gefühl habe, kein Lob zu verdienen.

    Doch warum gaben mir diese Situationen so ein schlechtes Gefühl?

    Wer bin ich?

    Ich bin ich. Doch was bedeutet das überhaupt? Zu diesem Thema kann man ein riesiges, verwirrendes Fass aufmachen und es von verschiedenen Seiten betrachten – der naturwissenschaftlichen, der philosophischen, der psychologischen… (gemeinsam haben jedoch alle Ansichten, dass sie von Menschen erdacht wurden und somit nicht wirklich objektiv sein können).

    Manche Theoretiker behaupten, dass es so etwas wie ein „Ich“ gar nicht gibt (u.a. Ernst Mach); dass das „Ich“ eine Illusion ist. Andere behaupten, es gäbe ein Ich, aber nicht nur eines, sondern gleich viele und zwar in Form von verschiedenen Ich-Zuständen (u.a. William James).

    Was ist denn nun wahr?
    Gibt es eins oder keins oder viele Ichs? Wer bin ich? Ahh.

    Ich persönlich glaube schon daran, dass es so etwas wie ein Ich gibt. Denn obwohl wir alle ja irgendwie als Teil eines großen Ganzen miteinander verbunden sind, so sind doch unsere Empfindungen, Gedanken und Bewertungen individuell. Unser point of view eben.

    Zurück zur Theorie mit den verschiedenen Ich-Zuständen: Hierbei soll es verschiedene Ich-Bilder geben, die mehr oder weniger von uns selbst beeinflusst werden können. So soll es zum Beispiel ein Körper-Ich geben, das mir sagt, dass der Körper, in dem ich lebe, wirklich mein Körper ist. Das Verortungs-Ich sagt uns, wo wir gerade sind und mein perspektivisches Ich vermittelt mir, dass ich der Mittelpunkt der von mir erfahrenen Welt bin. All diese Ich-Zustände passieren eher unterbewusst und können kaum von uns verändert werden.

    Dann gibt es aber andere Ich-Zustände, die wir sehr wohl beeinflussen können. Zum Beispiel das autobiographische Ich, das dafür sorgt, dass ich mich durchweg als der oder sie selbe Person erlebe. Oder das selbstreflexive Ich, das mir ermöglicht, über mich selbst nachzudenken und meine eigenen Handlungen etc. zu bewerten.

    Bin ich meine Story?

    Mein autobiographisches Ich steht also für die Story, die ich mir selbst und anderen von meinem Ich erzähle. Indem ich das tue, manifestiere ich mein Ich.

    • Welche ist also die Geschichte, die ich mir und anderen von mir selbst erzähle?
    • Was lasse ich weg?
    • Womit identifizieren wir uns?

    Die Geschichte, die ich mir und anderen von mir selbst erzähle, geht Hand-in-Hand mit den Dingen, mit denen ich mich identifiziere. Identifiziere ich mich mit meinem Beruf? Dann werde ich als erstes das erzählen. Identifiziere ich mich mit einem Hobby, einer Sportart zum Beispiel? Dann wird das der dominante Teil meiner Geschichte sein. Identifiziere ich mich mit meiner Familie? Du kennst das Prinzip..

    Berufung vs. Beruf

    Zurück zu der Hausparty. Ich habe durch den Abend gemerkt, dass ich in Zukunft, wenn mich jemand fragt was ich mache, das ganze Bild aufzeigen möchte. Dass ich von meiner Berufung erzählen möchte, nicht (nur) von meinem Beruf. Denn erzähle ich von den Dingen, die mich wirklich begeistern, dann kommt man direkt in einen ganz anderen Gesprächs-Flow und freut sich auch über Nachfragen.

    Warum habe ich das bislang nicht gemacht? Weil ich zur Zeit das Gefühl habe, ein bisschen zwischen den Stühlen zu stehen. „Mein Blog ist doch eh noch zu klein / unbedeutend / nischig“ rede ich mir ein. Doch erstens: ist das wahr?, und zweitens: ist das wichtig? Hell yeah, ich bin Bloggerin. Und Yoga Trainerin. „Ja aber ich unterrichte ja nur eine Stunde pro Woche aktuell und… und… „ Na und? Hell yeah, ich bin Yoga Trainerin! In dem ich von meinem Job erzähle, fühle ich mich sicher, schließlich habe ich eine fundierte Ausbildung an einer Elite-Universität, blah, blah…

    Fürs nächste Mal: Was machst du so?

    In Zukunft werde ich also auf die Frage was ich mache antworten:

    Hi, ich bin Insa. Ich schreibe einen erfolgreichen Blog über Frauengesundheit, arbeite als Yoga Lehrerin und verdiene mein Geld als Social Media Managerin in einer PR-Agentur.

    Bäm!

    Fühlt sich direkt viel besser an.

    Kannst du das, was ich beschrieben habe, nachempfinden?

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