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  • Amenorrhö & Hormonbalance / Ernährung & Rezepte

    Hormonbalance – wie gesund ist eine vegane Rohkosternährung für uns Frauen?

    vegan raw Amenorrhö

    Mir ist kalt. Und zwar so von innen kalt. Magenkalt. Das liegt nicht daran, dass es draußen kälter geworden ist (ok, vielleicht auch), sondern daran, dass es bei mir heute mal wieder eins meiner früheren Lieblingsessen gab: CousCous Salat mit viiiel Petersilie, Zitronensaft, Tomate und Gurke.

    Klingt gesund? Ja, sicher. Aber eigentlich weiß ich es besser.

    Denn kalte Speisen mit einem großen Rohkostanteil können nicht von jedem Körper gut verstoffwechselt werden.

    Unsere (weiblichen) Körper lieben warme Gerichte!

    Nach meinem veganen, kalten und ach-so-gesunden Abendessen sitze ich also da, warte darauf, dass sich mein Magen wieder aufwärmt und denke über das Thema nach, wie gesund eigentlich eine vegane Rohkosternährung für uns Frauen ist.

    Lange Zeit habe ich mich selbst so ernährt, der Umwelt und den Tieren zuliebe: Zum Frühstück ein Müsli mit Mandelmilch und frischen Früchten, mittags ein Salat, zwischendurch ein paar Nüsse, ein Hafermilch-Latte-Macchiato gegen das „Nachmittags-Tief“ und abends Gemüsesticks mit Hummus-Dip.

    Gesund? Oder ungesund? Das ist hier die Frage…

    Denn ihr kennt ja das Ergebnis meiner damaligen Ernährungsweise: Amenorrhö, und zwar über einen Zeitraum von mehr als 2 Jahren.

    Mir fallen die Aussagen der Bloggerin Miliany Bonet (RawVeganLiving) und der Youtuberin Freelee the Banana Girl (wahrscheinlich nicht ihr echter Name 😉) wieder ein, die vor einiger Zeit behaupteten, dass wir alle eigentlich gar keine Perioden haben sollten, oder, wenn überhaupt, dann nur extrem leichte. Ihnen zufolge bekommen wir unsere Periode nur deswegen, weil unser Körper sich durch sie entgiftet; was bei einer pflanzenbasierten Rohkosternährung eben gar nicht mehr notwendig ist.

    „I believe that, largely, menstruation is toxicity leaving the body,“ Freelee the Banana Girl.

    (Was wäre dann eigentlich mit den armen Männern?)

    Die Kernaussagen des No-Period-Clubs: Perioden sind wie Sondermüll. Sie raten: Möchtest du deine Periode loswerden, also eine Amenorrhö BEKOMMEN, dann stelle deine Ernährung um auf eine vegane Rohkosternährung. Mir wurde noch kälter. War ich die ganze Zeit auf dem falschen Trichter, indem ich mich auf die Suche nach meiner Periode begeben habe?

    Brauchen wir unsere Periode überhaupt?

    Ein Teil von mir damals reagierte direkt so (wahrscheinlich der Ego-Teil von mir, der sich mit einem schlanken, durchtrainierten Körper identifizierte): Ha! Na eben, mir geht es ja eigentlich auch total gut, so schlecht ist es schließlich nicht ohne Periode und Stimmungsschwankungen.

    Ich fragte mich:

    Ist es vielleicht doch gesund, oder zumindest ok, keine Periode zu haben? Ist die Periode vielleicht sogar ein Marketing-Coup, um mehr Binden und Tampons zu verkaufen?

    Um es kurz zu machen:

    Nein, die Periode ist kein Marketing-Coup. Sondern ein essentieller Bestandteil von uns Frauen. Wir brauchen unsere Periode!

    Wofür brauchen wir unsere Periode?

    Bei einer (hypothalamischen) Amenorrhö liegt häufig ein Östrogenmangel vor. Hält die Amenorrhö über einen längeren Zeitraum an, werden Fettreserven, Muskulatur, aber auch Knochensubstanz und Mineralspeicher angegriffen und nach und nach entleert.

    Das gefährliche daran:

    Bis auf eine ausbleibende Periode bemerken die betroffenen Frauen – mich selbst eingeschlossen – oft überhaupt keine Symptome ihres Östrogenmangels. Man denkt sich vielmehr „ach, so schlecht ist es ja eigentlich nicht ohne Periode, Stimmungsschwankungen und Unterleibsschmerzen, mir geht’s doch super…“ und ignoriert die Signale seines Körpers. (Ja, ich spreche hier aus Erfahrung)

    Ein Östrogenmangel kann gefährlich werden

    Unsere weiblichen Hormone spielen eine große Rolle nicht nur für die Gesundheit unserer Sexualorgane, sondern auch für viele andere Bereiche unseres Körpers. Sind unsere Hormone in Balance, können wir uns freuen über einen strahlenden Glow unserer Haut, volles Haar, eine ausgeglichene Psyche, eine gesunde Libido und regelmäßige Perioden.

    Östrogenmangel Symptome

    Bei einem Östrogenmangel hingegen wird oft Haarausfall beobachtet, genauso wie brüchige Nägel oder strohiges Haar. Und auch folgende Erkrankungen können die Folge eines langfristigen Östrogenmangels (in Zusammenhang mit einer Amenorrhö) sein:

    • Osteoporose und Osteopenie (Knochenbrüchigkeit)
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    • Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände oder Stimmungsschwankungen

    Vegane Rohkosternährung & Amenorrhö – besteht hier ein Zusammenhang?

    Kommen wir also zurück zu der Frage, ob eine vegane Rohkosternährung für das Ausbleiben unserer Periode verantwortlich ist. Die Antwort lautet:

    Ja, das kann gut sein.

    Denn meiner Recherche und eigenen Erfahrung nach sind es u.a. folgende Punkte, die für das Ausbleiben unserer Periode und damit für eine Amenorrhö verantwortlich sind:

    1. Amenorrhö durch zu viele kalte Mahlzeiten

    Betrachte ich heute meine Ernährung aus Amenorrhö-Zeiten, dann fällt mir auf, wie viele kalte Mahlzeiten ich doch zu mir nahm. Müsli mit Pflanzenmilch oder Joghurt, Salat, Vollkornbrötchen und Rohkost.

    „Ist doch egal, Hauptsache das Makro-Verhältnis der Ernährung stimmt!“, würde man vielleicht denken (Makro-Nährstoffe = Kohlenhydrate, Proteine, Fette) und wahrscheinlich von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) unterschrieben bekommen.

    Unsere fernöstlichen Nachbarn sehen das jedoch anders, denn hierin sind sich Ayurveda und TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), die beiden großen östlichen Gesundheitslehren, einig:

    Warme Mahlzeiten sind gut für uns! Vor allem für uns Frauen und unsere Hormonbalance.

    Im Ayurveda sind warme Mahlzeiten gut für Agni, unser Verdauungsfeuer. Im TCM bringen sie Qi, die Lebensenergie, in Wallung. Im Umkehrschluss können viele kalte Mahlzeiten Agni zum Erlöschen bringen und unser Nieren-Yang schwächen. Vor allem Südfrüchte, Tomaten und Gurken gelten nach TCM als sehr kalte Lebensmittel (hallo CousCous-Salat…). Auch zu viele bittere Nahrungsmittel und Getränke (z.B. Kaffee, schwarzer Tee) sowie zu viel scharfes Essen sind nicht die besten Freunde unseres Qis.

    Lange Rede kurzer Sinn:

    Rohkost = kalt = in der Regel nicht die beste Idee, wenn man an Amenorrhö oder Zyklusstörungen leidet.

    2. Amenorrhö durch Mangel an Makronährstoffen

    Trotzdem ist es aber natürlich wichtig, dass am Ende des Tages das Makro-Nährstoffverhältnis unserer Ernährung stimmt. Denn nur so werden die Voraussetzungen für einen regelmäßigen, gesunden Zyklus geschaffen.

    Eine vegane Ernährung erfordert einiges an Ernährungswissen, denn mit einer veganen Rohkosternährung kann es schwierig sein, v.a. genügend hochwertige Proteine zu sich zu nehmen.

    Pflanzliche Eiweiße finden sich z.B. in Lupinen, Vollkorngetreide, Hanfsamen, Hülsenfrüchten, Amaranth oder Quinoa.

    3. Amenorrhö durch Mangel an Mikronährstoffen

    Auch an Mikronährstoffen kann es mit einer veganen Ernährungsweise schnell mal mangeln. Folgende Nährstoffe können kritisch werden bei einer veganen Ernährung:

    V.a. ein Mangel an Vitamin B12 und Vitamin D kann bei Veganer*innen häufig beobachtet werden, was ggf. die Supplementierung mit Nahrungsergänzungsmittel erforderlich macht. Bei Ungeborenen oder Säuglingen von veganen Müttern kann ein Vitamin B12 Mangel sogar lebensgefährlich werden.

    Fazit: Amenorrhö und Veganismus

    Ich ziehe den Hut vor allen Menschen, die sich dazu entschieden haben, vegan zu leben. Und ich glaube auch, dass es eine gesunde Ernährungsweise sein KANN, wenn man sich denn entsprechend auskennt, so dass ein Nährstoffmangel vermieden wird. Und, wenn man eine Konstitution besitzt, die gut vegan leben kann, denn hier ist jeder Körper anders.

    Für eine (gesunde) vegane Ernährungsweise braucht es einiges an Ernährungswissen und eine große Vielzahl an Lebensmitteln, damit man sich auch mit allem ausreichend versorgt, was der Körper braucht. Go, vegans!

    Fazit: Amenorrhö und Rohkost

    Eine Ernährung die ausschließlich aus Rohkost besteht würde ich allerdings nicht empfehlen. Meiner Erfahrung nach ist es auf jeden Fall eine gute Idee, so oft wie möglich warm zu essen und am besten schon mit einem warmen Frühstück in den Tag zu starten. Ich kann mir mittlerweile einen Start in den Tag ohne mein obligatorisches Porridge gar nicht mehr vorstellen.

    In dem Sinne:

    Keep that (Verdauungs-) fire burning, girl!!

    Happy Periods, Pretty!
    Lass es dir gut gehen.
    Deine Insa

    PS: Möchtest du mehr erfahren? In meinem Buch Happy Periods. Zurück zum Zyklus in 10 Schritten findest du die 10 Schritte, mit denen ich meine Amenorrhö auf natürlichem Wege geheilt habe.

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    2 Kommentare

  • Antworten Yiling 20. Juli 2019 um 12:36

    Hallo 🙂
    Ich habe mich mal durch ein paar Posts geklickt und finde sie echt super
    Auch ich habe aufgrund von Amenorrhö Erfahrungen mit TCM gemacht, leider nicht so erfolgreich da sich die doch sehr strikte und gesunde Ernährungsweise ziemlich mit der Essstörungsrecovery widersprochen hat.
    Ich habe allerdings erfahren, dass die Temparatur von Lebensmitteln nichts mit deren Kälte oder Wärme zu tun hat. Auch sollte ich zb „kalte“ Lebensmittel zu mir nehmen (und deshalb auf alles warme wie zb Zimt und Nüsse verzichten, womit ich Probleme hatte), da mein „inneres Feuer“ zu stark ist und dementsprechend mein Körper im YinYang- Ungleichgewicht.
    In dem Punkt wenig Rohkost scheinen unsere Heilpraktikerinnen jedoch einig zu sein:) Auch das fällt mir leider sehr schwer. Deshalb habe ich die Therapieform leider schnell aufgegeben, obwohl es eventuell hilfreich für die Periode gewesen wäre.
    Liebe Grüße

    • Antworten Insa 21. Juli 2019 um 14:07

      Vielen Dank für dein liebes Feedback 🙂 interessant, dass du auf kalte Lebensmittel verzichten sollst, denn so wie ich es gelernt habe, steht eine Amenorrhö oft mit einem Mangel an Wärme / Feuer in Verbindung, an einem stockenden Qi wenn man so will, daher auch das Weniger an Rohkost. Vielleicht findest du ja ein paar hilfreiche Tipps in meinem E-Book? http://www.prettyprettywell.com/buch Denn sooo viel muss man gar nicht ändern; im Gegenteil: oft geht es eher um ein Weniger, als um ein Mehr. Um mehr Ruhe, mehr Kalorien, mehr Ausgleich. Anstrengend sollte das nicht sein; eher spaßig 😉 liebe Grüße, Insa

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