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  • Authentizität & Selbstliebe

    Warum ich 30 werden gehasst und 31 werden geliebt habe

    Insa 30 werden

    30 werden. Puh, schwieriges Thema. Bei mir war es letztes Jahr soweit und ich muss sagen, ich fand es echt nicht so toll. Dabei habe ich davor immer gesagt „ach, ich hab‘ damit überhaupt kein Problem, ist ja eigentlich nur eine Zahl…“

    Stimmt. Aber trotzdem.

    30 werden – aus meinem Tagebuch vom 19.4.2017, 23:53:

    „Eigentlich ist der Tag vor einem Geburtstag, v.a. einem runden, ja ideal, um nochmal zurück zu schauen, Bilanz zu ziehen, Pläne zu schmieden. Ich fühle mich heute irgendwie einfach nur leer. Das ist wohl das Ergebnis der letzten Wochen und Monate; dennoch habe ich das Gefühl, dass ich mir durch diese Zeit selbst näher gekommen bin. Zwei Mantras möchte ich v.a. mitnehmen in mein neues Jahrzehnt: Don’t be scared. Und: focus! Auf Englisch klingt’s irgendwie besser. Noch 2 Minuten. Fokussieren, ja, aber worauf? Ich möchte viel mehr einfach machen und ausprobieren. Vielleicht etwas in Richtung Ernährung. Man darf sich nicht lähmen lassen, weil man denkt, dass es alles schon gibt. HAPPY BIRTHDAY TO ME!“

    Warum ich 30 werden vor allem nicht so toll fand, war, dass ich letztes Jahr an einem Punkt in meinem Leben stand, an dem ich mich nicht so richtig wohl in meiner Haut fühlte. Sondern:

    Ich fühlte mich wie auf einer Großbaustelle. Und zwar als Bauleiter ohne Bauplan.

    Ich war gerade frisch nach Berlin gezogen und noch in meinem alten Beratungsjob, den ich aber bereits gekündigt hatte. Der neue Job (eine Karriereposition irgendwo im Zalando-Imperium) war schon eingetütet, aber mein Bauch und Herz riefen immer lauter, dass sie das eigentlich gar nicht wollten. Dagegen hielten nur mein Kopf (und ein Teil meiner Verwandt- und Bekanntschaft): „Was willst du denn sonst machen?“

    Wem konnte ich glauben? Herz oder Verstand? Ich war verwirrt.

    Das gleiche Dilemma begegnete mir in der Liebe, wo alles andere als kuschelige Sicherheit angesagt war: Seit 4 Monaten datete ich Nils, den Mann, den ich beim Surfen auf Fuerteventura kennengelernt hatte. Ich war zwar ganz schön verknallt, doch wie sollte es weitergehen? Ich in Berlin, er in Köln. Ich 29, fast 30, er 22. Ich Beraterin, er Azubi.

    Dazu kam meine Amenorrhö; keine Tage in Sicht, seit 1,5 Jahren. Was war los mit meinem Körper?, fragte ich mich.

    Mein Leben stand (für mich) auf kippligen Beinen

    Meine berufliche Situation, die Liebe, meine Gesundheit – einige Säulen meines Lebens standen also vor genau einem Jahr auf ziemlich kippligen Beinen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

    Ich dachte immer, dass ich mit 30 schon verheiratet bin, oder zumindest verlobt. Dass ich einen festen Job habe usw., ein schön gesetteltes Leben eben.

    Hätte ich ja auch haben können, schließlich stand ich bereits einmal – ebenfalls mit 29 – kurz vor einer Verlobung mit meinem Exfreund. Doch es fühlte sich nicht richtig an mit ihm. So trennte ich mich von ihm, nach 8,5 (schönen) Jahren.

    Mein innerer Ruf nach Freiheit und Glück war lauter.

    30 sein – doch gar nicht so schlecht

    Trotz des kippligen Anfangs entpuppte sich mein 30. Lebensjahr schließlich als eines der besten Jahre meines Lebens. GERADE wegen dieser Unsicherheit. Und, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich auf mein Bauchgefühl und mein Herz hörte, auf meine Intuition. Weil ich Zeichen in meinem Leben erkannte*, Dinge proaktiv in die Hand nahm**, Risiken einging*** und sich so neue Türen öffneten. Weil ich einfach mal machte und ausprobierte, meiner Neugierde und Anziehung folgend****, und das Ganze noch mit einer großen Portion Disziplin und Selbstreflektion würzte. Weil ich mich dazu entschied, zu vertrauen. Mich hinzugeben – aber ohne kopflos zu sein.

    Ich sagte den Job bei Zalando ab und ging in ein kleines Food Start-up. Und als ich dort nicht glücklich wurde, kündigte ich 4 Monate später und startete in einer PR-Agentur auf 30h Basis, um mehr Zeit für mich und meine Projekte zu haben.

    Glück und Freiheit wurden zu meiner Währung anstelle von Gehalt oder Jobtiteln

    Ich entschied mich für die Liebe zu Nils, trotz all der vermeintlichen Herausforderungen. Dazu, meiner Gesundheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken und aktiv etwas gegen meine Amenorrhö zu unternehmen. Und, diesen Prozess zu dokumentieren, um anderen Mädels zu helfen, denen es ähnlich geht. Hallo, PrettyPrettyWell.com 🙂

    Bis ich 30 wurde, lebte ich ziemlich viel nach den Maßstäben anderer. Ich färbte meine Haare nicht, weil alle um mich herum sagten, wie schön meine Naturhaarfarbe sei und, dass das Färben ein Fehler wäre. Ich studierte BWL, weil man damit ja nichts falsch machen kann. Ich bewarb mich für Beratungsjobs, weil das die Jobs waren, die in meinem Uni-Umfeld am prestigeträchtigsten waren; vor meinem Studium wusste ich nicht einmal, was ein Unternehmensberater macht, geschweige denn, dass es welche gibt.

    Start with Why?

    Ich wollte immer alles richtig machen. Doch verlor ich mich dabei selbst.

    Bis vor 1-2 Jahren eben. Bis ich mir die eine alles entscheidende Frage stellte: Warum?

    Nach meinem 30. begann ich, so zu leben, wie ICH es wollte. Stürzte mich Hals über Kopf ins Leben. Tanzte Nächte durch, bis die Fußnägel meiner großen Zehen blau wurden (true story;)). Begann ein Fernstudium zur Ernährungsberaterin, um mein Wissen über Ernährung noch weiter zu vertiefen. Färbte mir die Haare erdbeerblond. Machte eine Ausbildung zur Yoga Lehrerin und gab schon eine Woche später meine erste Stunde für 12 Leute; boah, war ich da aufgeregt!

    All diese Lektionen, all die harten Zeiten, die viele Arbeit, die Selbstzweifel, aber auch die tollen Momente voller Glück, Liebe, Ekstase und Erfüllung, haben mir gezeigt, dass es nie zu spät ist, die Richtung zu ändern und seinem Herzen zu folgen.

    „Warum hast du dir das denn nicht schon 10 Jahre früher überlegt?“ – Ja man, weil ich damals ein Mädchen von 19 Jahren war, das überhaupt nicht wusste, was sie wollte, geschweige denn, wie die Welt funktioniert.

    „Aber jetzt hast du doch schon so viel in deine Karriere investiert und hast so tolle Aufstiegschancen.“ – Sunk costs!

    Heute bin ich so glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich bin gesund, meine Tage sind wieder da und so regelmäßig, dass sich fast meine App nach mir richtet 😉 Ich bin glücklich mit Nils zusammen, der mittlerweile auch in Berlin wohnt. Ich schreibe, mache Yoga, koche, lese, forsche und arbeite jeden Tag ein Stück daran, meine Vision eines glücklichen Lebens in die Realität umzusetzen.

    Was ich aus meinem 30-Jahres Struggle gelernt habe ist folgendes:

    30 werden – meine 5 wichtigsten Erkenntnisse:

    1. Alter ist nur eine Zahl.

    2. Life happens for you – wenn man denn offen dafür ist, die Chancen und Türen zu erkennen.

    3. Man kann sein Leben ändern.

    4. Und, nein, man ist nicht zu alt dazu. Nie.

    5. Man wird nie bereit sein. Mach es einfach. Mache Fehler und lerne daraus.

    Den Mutigen gehört die Welt!

    Deine Insa

    *Die HR-Abteilung von Zalando rief mich im April an, um mir mitzuteilen, dass der Vertrag den ich bekommen und bereits unterschrieben hatte falsch war. Falscher Absender: statt Zalando SE hatte ich einen Vertrag von Zalando Media erhalten. Somit war meine Unterschrift nichtig. Den neuen Vertrag den ich dann zugeschickt bekam, habe ich nie unterschrieben. Ein Anruf und ich war raus aus der Nummer.

    ** Den Job in dem Food Start-up bekam ich, weil ich eine Stellenausschreibung von dem Unternehmen fand, für einen Job, den ich total spannend fand. Die Anzeige war bereits seit 30 Tagen online, doch ich versuchte es trotzdem und schickte meine Bewerbungsunterlagen dorthin. Nachdem ich einige Tage nichts gehört hatte, kontaktierte ich den Geschäftsführer direkt via LinkedIn und innerhalb von wenigen Stunden hatte ich meine Antwort – und eine Einladung zu einem Gespräch.

    *** Bereits im Februar oder März, als Nils und ich uns erst kurz kannten, machten wir Spaß darüber, dass wir ja im Sommer zusammen in den Urlaub fahren könnten, zum Surfen nach Frankreich. Mit der Zeit wurden diese Pläne konkreter, bis wir dann irgendwann im April oder Mai beschlossen, das Projekt Surfurlaub wirklich durchzuziehen. Ein Urlaub, der sich im Nachhinein als wichtiger Grundstein für unsere Beziehung entpuppte und der uns mit all den schönen Erinnerungen die lange Fernbeziehungszeit überstehen ließ.

    **** Ich kaufte mir ein Longboard! Und was für eins – das Zoey von BTFL Boards! Spätestens da unterstellte mir mein Bruder eine akute Quater-Life-Crisis 😉

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